007 – Der Euro-Bond

Only today matters. Das ist es. Dir wird ein Tag geschenkt. Nutze ihn, von Augenblick zu Augenblick, Schritt um Schritt, Atemzug um Atemzug. Mehr ist nicht zu tun. Präsent sein in der Wiederholung reicht vollkommen aus. Es ist wie in einem guten Bondfilm: man weiss nicht, was als nächstes kommt. James muss auf alles gefasst ein. Auch ein gutes Leben ist in jedem Moment latent bedroht, bleibt eine flüchtige Episode im grossen Fenster, dass das Universum für einen Moment dem Licht geöffnet hat.
Wir aber spielen uns auf, als wäre die Erde die Welt. Was kommt als nächstes: die menschliche Komödie nimmt Ihren Lauf. Während Goldwyn Meyer noch um genügend Luft ringt, um den nächsten Bond zu drehen, springt Europa ein und bastelt jetzt an Eurobonds.
Man merkelt auf und sarkosieht endlich Licht am Horizont. Vielleicht mergelt man aber auch nur aus und sarkophagt vor sich hin. Denn so manche Erscheinung hat sich am Ende des Sichtbaren doch schon als Fata Morgana entpuppt. Was wir bis dato ja wissen ist, dass ein Bond die Welt retten kann und diesgezüglich zuverlässig funktioniert. Ob das ein Eurobond kann, bleibt dahin gestellt.
Vielleicht kehrt mehr Ruhe ein, wenn man die nötige Distanz einnimmt, die Ruhe wiedergewinnt und aus angemessener Entfernung einen entspannten Blick auf die Lage der Nationen wirft. Nicht dreimal nachdenken…dreihundertmal nachdenken. Ganz ruhig Brauner, brrrr…

Denken wir an Moonraker, was waren Ihre letzten Worte in der Schwerelosigkeit, gelöst und entspannt, angemessen entfernt und mitten im Geschehen der Umarmung: “James, nimm mich noch einmal mit um die Welt.” James findet die passende Antwort im Eispalast in Island, indem er eine Doppelnull nach dem Beischlaf eiskalt kommentiert, mit den Worten: “It s only a number.” Auch der Eurobond ist eine gewaltige Nummer, und obschon er mit Beischlaf nichts zu tun hat, fragen sich alle, ob er kommt.
Noch wissen wir es nicht, und wenn er kommt, weiss wie im richtigen Leben niemand , wie seine Kinder dann mal aussehen werden. Es zeugt sich schnell, was danach kommt, dauert etwas länger. Ob sich ein Vereinigtes Europa so lieb hat, dass es auch hübsche Kinder zur Welt bringt? Wir wissen es nicht. Aber die Liebe hat ihre eigenen Gesetze und ist per se unvernünftig. Sind es nun also die Gefühle oder ist es die Ratio, die uns einen Streich spielt? Beides: Denn obgleich es um eine grosse Nummer geht, bleibt es dabei: Alles, was lebt, fühlt.

Nicolas wird Angie also tief in die Augen schauen und so etwas Ähnliches sagen wie: “Nimm mich noch einmal mit um die Welt, schenke mir das Wertvollste – schenk mir Zeit. It´s only a Number.” Und in einem schönen abendlichen Tramonto des Herrn Tremonti, gerade als sich die Delphine im Mondlicht der italienischen Riviera überschlagen, bei einem guten Glas Brunello, während die Spitzenhöschen Italiens gedankenverloren aufs Meer schauen und Unverständliches von sich geben und nur ansatzweise Laute wie: Miracolo, Meraviglia, Santa Modonna delle Grazie, alla fine del camin della mia vita und Ähnliches zu hören sind, säuselnd, sich im Wind verlierend…Was wird Angie antworten?

Wird sie sagen:”Sei mein Eurobond.” Oder wird sie nach einem kleinen freundlichen Liebestechtelmechtel die teutonische Fassung einer Miss Frost wiederfinden und dem Französischen Charme die kalte Schulter zeigen? Wird sie sich an Ayn Rand erinnern, die in Atlas Shrugged so hübsch geschrieben hat: “Geld ist eine lebendige Kraft, die ohne ihre Wurzel stirbt. Geld wird nie jemand dienen, der ihm nicht gewachsen ist. … Geld bleibt immer eine Wirkung und kann Sie als Ursache nie ersetzen.” Wir wissen es ganz bald, und es ist in jedem Fall grosses Kino, dass da auf der Europäischen Bühne über die Leinwand zieht. Schnallt Euch also alle an, denn der nächste Bond kommt bestimmt, sei es nun ein Eurobond, oder einfach nur ein Bond. Für beide gelten die letzten Worte von Q:”Always have a backup plan.”

Have a great day…and a good life!

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