In der Biologie bezeichnet man Mimikri als eine Form der Nachahmung, wobei dem Nachahmer und Fälscher Vorteile gegenüber dem Getäuschten entstehen. Das ist ein hübsches Bild. Aber man nehme sich eben gerade darum auch in Acht. Nicht alles, was nach Rosen duftet, hat mit Liebe zu tun. Und wir wissen ja auch, dass beim Streiten, beim Krieg und dergleichen nichts heraus kommt. Am Ende bleiben nichts als Lacrime. Es geht doch immer, bis einer weint.
Alles löst sich auf vor der Flüchtigkeit allen Seins. Hier wird alles gross und klein zugleich. In diesem Schauspiel weint am Ende keiner mehr, alles wird still, ist getan. Nichts interessiert mehr. Nichts und Chaos sind in dieser Ruhe eher beängstigend.
Aber das Leben lässt sich nicht unterkriegen. Es tauscht uns nur aus. “Alles anders” ist die Devise dieser Bewegung nach vorne, diesem Werden ins Ungewisse. Wo alles Leben endet, wird es still, das Bewusstsein wird im Drehen der Planeten überflüssig, da es sich selbst abgeschafft hat. So lange das Bewusstsein bleibt und sich das Leben nur austauscht, bleibt uns der Sinn. Der Sinn schafft Ordnung und wendet sich hin zum Guten. Er mag es, wenn die Dinge funktionieren und Integrität nicht nur eine Phrase ist. Er liebt aber auch die grossen Gefühle, die, woher sie auch immer kommen mögen, und die so unerklärlich sind wie die Liebe, die grosse Sehnsucht nach dem perfekten erfüllten Augenblick sind.
Der grosse Bruder der Liebe ist der Enthusiasmus. Warum enthusiastisch sein? Warum nicht? Hinter allem was wir erleben, steht auch immer das Geschenk, genau jetzt leben zu dürfen. Ist das nicht Grund genug, wenn man sich der Ewigkeit gegenüber einmal ehrlich verhält? Alles ist Windhauch. Aber was für einer, wenn wir es nur richtig angehen.
Man legt den Menschen nicht dauerhaft lahm. Am Ende ist jeder ein Tänzer. So manche Pirouette wird erst noch gedreht. Hier ist kein Ende abzusehen. Kein Sperrschloss und kein Hexenschuss werden es aufhalten. So lange wir leben, wollen wir uns bewegen. Wo die Bewegung abnimmt, nimmt die Lebendigkeit ab. Tage, Wochen, Monate, Jahre vor Bildschirmen zu sitzen, wird scheinbar gerade das neue Normal. Aber doch nur, wenn es uns zum Ausgleich noch in den Wald treibt. Ansonsten ist es tatsächlich ziemlich krank.
Das Leben will immerzu expandieren. Sein Gegenstück ist die Kette und der finstere Kerker, ist das Nicht-weiter-Können, das Eingesperrtsein. Freiheit definiert sich darüber, dass sie eben nicht an die Kette gelegt ist. Und nur ein Gefühl, dem die Gebärde erlaubt ist, wird zum wirklichen Gefühl.
Wo die Angst regiert und sich ein Lebewesen nicht mehr ausdrücken kann, stirbt etwas. Die versagte Geste, die mechanische Interaktion, der leere Blick, das sind tatsächlich die Krüppel der Menschheit. Da waren Menschen, sie haben sogar lange gelebt, aber sie sind nie richtig da gewesen.
Das ist die grösste Traurigkeit: das Leben, dem das Leben versagt bleibt, dem das Kleinsein in die DNA getröpfelt ist. Die wahrste Träne ist der Duckmäuser. Und doch muss man zuweilen still halten. Es löst sich nicht einfach auf. Nicht jede Maske macht einen Karneval. Aber man muss sie sich zuweilen aufziehen, muss sich verkleiden und tanzen, wenn es dunkel ist.
Have a great day…and a good life!