Weil es besser ist, ziehe ich die frisch gepresste Zitrone in frischem Quellwasser der gezuckerten Zitronenlimonade vor. Daraus muss man kein Geheimnis machen. Man kann es einfach so sagen und rauslassen. Jeder darf es wissen. Die offene Gesellschaft, und auch die geschlossene Gesellschaft, beide haben keine geschlossene Meinung, nichts Bedeutsames in dieser Hinsicht beschlossen und heraus gegeben. Und deshalb darf man es sagen, darf man darüber sagen, was man sagen will.
Das ist die kleine Freiheit des kleinen Mannes, dass er die Zitrone so trinkt wie er gerade will, auch wenn sie ihm sauer besser schmeckt. Hier kann er sich auslassen und sagen, was zu sagen ist. Ja, der Kleine Mann darf hier sogar Streitgespräche führen. Die Meinungen dürfen über die Limonade wie wilde Zitronen hin und her fliegen, man darf damit jonglieren und spekulieren wie man will.
Denn die grosse Welt hat mit der kleinen Zitrone nichts am Hut. Und mit dem Kleinen Mann eben auch nicht, wenn er über nichts anderes als Zitronen redet. Die Zitrusfrucht ist überhaupt ein Nebenschauplatz der Geschichte. Kaum beachtet, vielleicht sogar unterschätzt. Ganz wie der Kleine Mann selbst. Vollkommen unterschätzt und rechts und links liegen gelassen.
Dabei ist es der Kleine Mann, der das grosse Ganze macht. Aber die Weite der Welt macht ihn eben winziger als er doch eigentlich ist. Es ist ein Jammer mit dem Kleinen Mann und mit der Zitrone. Sie sind beide unterschätzt und kommen leicht unter die Räder. Sie sind Randfiguren im grossen Räderwerk der Gezeiten. Sie kommen und sie gehen, oft leise und kaum wahrgenommen. Alles und nichts sind sie. Mann kann ein bisschen verrückt werden über ihre Bedeutung und Bedeutungslosigkeit. Sie sind so einzigartig und austauschbar. Ein wunderliches Ding. die zwei. Zwei Früchtchen, der Kleine Mann und die Zitrone. Niemand will wirklich etwas von ihnen und über sie wissen.
Aber die Hauptsache kann leicht die Nebensache werden, und die Nebensache leicht die Hauptsache. Immer wird alles verwechselt. Der Kleine Mann jongliert mit Zitronen. Da kann alles passieren. Und doch ist am Ende des Tages nichts gewesen. Das hat der Kleine Mann, das ihm die Tage so eintönig zerrinnen. Der Kleine Mann hat es mit den kleinen Dingen. Er ist für das Kleine gut, immer nur gut für das Kleine und Kleinste. Darüber regt er sich auch auf und macht sich seine ganze Welt. Er ist sauer wie die Zitrone. Der Hauptgeschmack in seinem Leben behauptet sich in einer ganz eigenen Bitternis. Er ist sauer wie die Zitrone und lässt sich auch nicht wenig auspressen. Er fühlt sich ausgepresst und ausgenutzt von der Welt.
Er ist ganz unterschätzt, aber auch sonst unten. Er will ein anderes Niveau. Er will es erhabener haben. Aber sein eigenes Leben presst ihn aus wie eine Zitrone, es wird ihm knapp, es zerrinnt ihm, es ist immer zu spät. Seine zitronenhafte Bitterkeit hält ihn unten, macht ihm von allem zu wenig. Es müsste eben alles anders sein. Wie aber? Wer weiss das schon. Man muss sich beklagen. Aber das Bessere definiert sich nicht so einfach. Es hält sich im Verborgenen. Es bleibt verschwommen und unklar. Es ist diese Mischung, die den kleinen Mann macht, diese saure Umgebung, diese saure Haltung. Er ist gefangen und sein Gefängnis zugleich.
Er hat doch alles, um sich zu befreien, und bringt es doch nicht fertig. Es ist ein Jammer, eine verdammte Zitrusfrucht, eine wirklich saure Zitrone. Wenn er doch nur das Geheimnis wüsste, wenn er doch nur gewahr wäre, wie viel Gutes in der Zitrone steckt.
Wenn er doch nur wüsste, das alles zwei Seiten hat, dass er eine Ansichtssache ist. Aber er wird nicht fertig mit sich selbst, und deshalb wird er irgendwie abgewickelt. Was für eine Verschwendung, sich wie ein Nähgarn zu fühlen, wenn man doch ein Seiltänzer ist – ja, über Abgründen, aber doch tanzend. Das Unausweichliche ist voller Zauber.
Have a good day….and a good life!s