Wir lassen nicht, was nichts für uns tut. Und wir tun nicht, was wir tun wollten. Vielmehr finden wir uns zuweilen in Zuständen wieder, die eher einem Gefühl von: “Ich sollte wollen” gleichen. Das allerdings funktioniert nicht.
Wer lebt, der lebt. Und je mehr wir tun, was zu tun ist, Umwege meiden und den direkten Weg nehmen, desto besser fühlen wir uns. Damit das geschehen kann, brauchen wir einen Plan. Und zwar einen, in dem wir der Held der Geschichte sind. Und zwar unserer Geschichte, – ein Plan, der zu uns passt und unseren Bedürfnissen entspricht.
Wir müssen uns mit uns selbst gewissermassen festlegen. Wenn wir uns zu viele Optionen offen halten, graben wir uns damit selbst den Schneid ab. Wir leben dann in einem Zustand, der in etwa dem Gefühl: “Eines Tages werde ich schon wissen, was ich will” gleichkommt. Und die Zeit verrinnt, ein Tag legt sich über den anderen und wir vergessen, während so verschiedene Silvesterfeiern ins Land gegangen sind, dass wir einmal wollen wollten. Wir wollten uns entscheiden. Aber das ist lange her und wir haben es vergessen. Und das Stundenglas perlt vor sich hin, gleichmässig.
Die Fähigkeit, Entscheidungen treffen zu können ist unabdingbar verbunden mit einem gelungenen Leben. Wer sich nicht entscheiden kann, der wird herum geschubst. Dass wir in einer Welt leben, in der die Optionen scheinbar endlos sind, macht das nicht einfacher. Optionen bleiben aber nicht Optionen.
Das Leben hat seine Abschnitte, die Zeit läuft immerzu. Wenn wir Optionen nicht wählen, bleiben sie nicht einfach so im Raum stehen, als dass wir uns ewig bedienen könnten, wenn wir das wollen. Keinesfalls. Die Optionen werden weniger. Man hätte damals studieren können oder eine Lehre machen, man hätte heiraten können, man hätte als man eingeladen wurde, die Interrail-Zugfahrt durch Europa machen können, man hätte ja – und so oft, und hätte man doch nur damals. Damals eben. Heute geht das plötzlich nicht mehr. Man steckt mit einem Mal in Verpflichtungen, man kann plötzlich gar nicht mehr, man muss jetzt. Zumindest scheint das so.
Und das ist interessant: Denn in der Tat werden die Optionen weniger, wenn wir nicht in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen. Wenn wir uns aber dazu entschliessen, Entscheidungen bewusst zu treffen, dann mehren sich gleichzeitig auch die Optionen. Wenn wir uns in unser Leben wieder einklinken und es bewusst steuern, dann vermehren sich die Optionen ganz automatisch, egal in welcher Situation wir uns gerade befinden.
Mit den Jahren werden wir eingefahren und man gaukelt uns vor, dass das Leben nun einmal so ist wie es ist. Wir schlucken die Kröte, denn da sie die meisten schlucken, fühlen wir uns dabei immerhin nicht alleine und sind ins – scheinbar – guter Gesellschaft. Und negative Gegenbeispiele von Selbstverwirklichern, die auf die Nase gefallen sind, gibt es ja genug. Man kann immer mit dem Finger auf jemanden zeigen und sagen: “Schau, wie es dem ergangen ist.” Dabei sei allerdings zu beachten, dass wenn wir mit einem Finger auf jemanden zeigen, drei Finger auf uns zurück zeigen. Das merken Sie sich am besten: Drei Finger zeigen auf Sie zurück.
Zum Tanz des Lebens finden wir nur zurück, wenn wir ungeschminkt in den Spiegel schauen und dann mit zurecht gerückter Fliege festen Schrittes in den Ballsaal schreiten – entschlossen locker. Entscheidungen trifft man am besten entschlossen locker, also bestimmt, aber mit dem Abstand des Lebenden, der weiss, dass die Lichter jeden Tag ausgehen können.
Wir leben nicht auf Probe. Wir leben jetzt. Und nur und immer wieder jetzt. Indem wir uns antrainieren, schnell und entschlossen Entscheidungen zu treffen, katapultieren wir uns ins Jetzt. Sich entscheiden zu können, ist ein sehr deutliches Indiz dafür, dass Sie jetzt da sind, während Sie da sind und nicht im Irgendwo der teilnahmslos dahin fliehenden Zeit vor sich hin driften. Und dabei ist es kein Widerspruch, wenn man dabei sehr entspannt auf seiner Veranda sitzt und auf den Ozean schaut. Man kann ganz entschieden entspannen mit einem guten Glas Chardonnay in der Hand. Aber man muss wissen, was man tut. Hyperaktivismus ist keinesfalls ein Indiz für grosse Entschlussfreudigkeit. Entscheidungen verlangen Bewusstheit und Mut. Das Leben muss man sich holen. Und dann muss man es führen. Entscheiden können heisst, dass man es sich holt und führt – bewusst – Tag für Tag.
Have a great day…and a good life!