“Es kommt mir ein entsetzlicher Gedanke: ich glaube, es gibt Menschen, die unglücklich sind, unheilbar, bloss weil sie sind.” lässt Büchner Lena in “Leonce und Lena” sagen. Das ist natürlich noch eine recht romantische Vorstellung, die auf das Leiden am Leben eingeht, auf das Leid, das wir erfahren, weil wir in einen Kreislauf des Lebens und des Sterbens gegossen sind, den wir nicht immer verstehen, der viel zu gross, zu unvorstellbar ist. Also wenn schon geboren, und wenn schon leben müssen in dieser unwirtlichen, harten Welt, dann, ja dann, müssen wir es schon leidend tun.
Alles, was vor der finalen Erleuchtung stattfindet, hat bitteschön leidend stattzufinden, denn sonst wäre man ja auch schon erleuchtet. Ist doch klar. Oder? Nein, ist es nicht. Das ist verklärte Romantik ins dunkelste Dunkel hinein. Man könnte sich aus der Tatsache heraus, überhaupt zu leben, durchaus für das Glück entscheiden. Lena hätte auch sagen können: “Mir kommt ein wunderbarer Gedanke: ich glaube, es gibt Menschen, die glücklich sind, ständig glücklich, bloss weil sie sind.”
Wenn man sich auf diese Seite schlägt, muss man sich fragen, was steht unserem Glück denn eigentlich so manches Mal im Weg? “Kein Problem”, schiesst die Antwort aus uns heraus: “Ich werde glücklich, sein, wenn ich genügend Geld habe. Ich werde glücklich sein, wenn ich eine liebevolle Beziehung habe. Ich werde glücklich sein, wenn ich den perfekten Job gefunden habe” und vieles mehr. …Ach wirklich? Sind sich sich da sicher? Entgegengesetzt der landläufigen Meinung besteht zwischen Glück und den Umständen, in den Sie sich gerade befinden, kein zwingender Zusammenhang.
Es soll schon arme Griechen gegeben haben, die mit nur noch zwei Zähnen im Mund und einem Stuhl mit drei Beinen noch glücklicher waren als so mancher Geschäftsmann in der Spitze vom Frankfurter Messeturm. Äusserer Erfolg, also sozusagen die Insignien, die wir dem äusseren Erfolg anziehen wie das Abendkleid einer bezaubernden Frau – ist zu trennen von innerem Erfolg, einem Wohlgefühl – merke: einem Gefühl – das wir in Form von Liebe und Erfüllung und insgesamt gebündet im Erleben von Freude erfahren.
Das aber ist etwas, was wir uns häufig schon fast abgewöhnt, und oft auch verboten haben.
Man darf ja kaum glücklich sein, wenn man noch auf der Suche nach dem perfekten Job ist, wenn man gerade einen geliebten Menschen verloren hat, wenn die Kasse mal nicht stimmt oder einem auf dem Weg in die Ferien gerade der Motor verreckt ist. Warum nicht? Weil wir irgendwie noch immer so etwas denken, wie: “Das darf ich nicht. Das gehört sich nicht.” Wir denken irgendwie, dass wir den Trauer- und Unglücksfällen in unserem Leben ständig kondolieren müssen. Das ist ein adäquates Verhalten. Damit fällt man nicht auf – cosi fan tutte…. Wir sind vor allem unglücklich, weil wir denken, es sein zu müssen. …. Hier macht die kindische Trotzreaktion “Ich muss gar nix” endlich mal Sinn”.
In der Tat: Sie müssen gar nichts. Sie können sich jederzeit und in jeder Situation für das Glück entscheiden. Wenn wir zu unserem ursprünglichen Tanz zurückfinden und die Leichtigkeit geniessen, die in der puren Tatsache zu existieren, schon Platz finden kann, dann stellt sich vielleicht auch wieder diese spielerische Leichtigkeit ein, die allen Ballast hinter sich lässt, und sich das Glücklichsein ohne Hinterfragungen einfach erlaubt. Die Maxime muss also lauten: “Erlaube Dir, glücklich zu sein, und dann mach den Rest….”
Have a great day…and a good life!